Grundlagen der Osteopathie

Hier finden sie ausführliche Informationen über die Entstehungsgeschichte und zu den Grundlagen der Osteopathie.

Eine wichtige Grundlage der Osteopathie ist die Erkenntnis: Leben ist Bewegung. Wir führen kontinuierlich unendlich viele Bewegungen parallel zueinander aus. Manche dieser Bewegungen sind willentlich gesteuert, andere unwillentlich. Will man z.B. eine Tasse anheben und zum Mund führen, ist die Bewegung, die Tasse zu greifen und anzuheben willentlich geregelt und wird durch unseren Bewegungsapparat ausgeführt.

Gleichzeitig laufen aber auch unendlich viele andere Vorgänge im Körper parallel dazu ab. Wir halten uns dabei gegen die Schwerkraft aufrecht, wir atmen fortlaufend, unser Lidschlag findet statt, das Herz schlägt, der Körper wird kontinuierlich mit Blut versorgt und der Verdauungsapparat ist aktiv. Dies sind nur einige Beispiele. All diese vielfältigen Bewegungen können nicht isoliert voneinander ausgeführt werden, sondern funktionieren nur in Abhängigkeit voneinander in sogenannten Bewegungsketten. Eine Bewegung löst eine andere aus.

Alle Bewegungen des Körpers, egal ob willentlich oder unwillentlich, greifen ineinander über. Wie gut diese Bewegungen ausgeführt werden können, ist von einem reibungslosen Ablauf miteinander abhängig. Vergleichbar ist dieses z.B. mit vielen Zahnrädern eines Uhrwerks. Eine Uhr kann nur funktionieren, wenn alle Komponenten reibungslos ineinander übergreifen. Diese ganzheitliche Sicht auf alle Funktionen des menschlichen Körpers stellt eine wesentliche Grundlage der Osteopathie dar.

Damit alle beteiligten Strukturen optimal miteinander funktionieren können, benötigen diese ein gutes Versorgungssystem, d.h. intakte Nervenbahnen und optimale, kontinuierliche Blutversorgung (z.B. Versorgung der Strukturen mit Sauerstoff, Nährstoffen, Hormontransport, aber auch der Abtransport von Abfallprodukten). Intakte Gefäßsysteme und gut funktionierende Organe sind sehr wichtig für das gute Funktionieren des gesamten Systems. Optimale arterielle Durchblutung ist essentiell.

Das Wissen über diese Zusammenhänge des gesamten Körpers leitet über zu folgenden Fragen:

  • Was passiert, wenn diese komplexen Bewegungsketten einmal nicht so reibungslos ablaufen können?
  • Und welche Faktoren können den Ablauf negativ beeinflussen?
  • Was ist die Ursache einer evtl. Bewegungseinschränkung?

Der Osteopath sucht im gesamten Körper nach den Ursachen dieser Funktionseinschränkung. Mit Hilfe der Anamnese (Krankheitsgeschichte), einer gezielten Bewegungsuntersuchung und der Palpation der inneren Organe wird der Grund für die bestehende Problematik gesucht. Ist dann die bestehende Ursache gefunden, findet eine ganzheitliche osteopathische Behandlung statt.

Diese osteopathische Behandlung besteht aus drei Grundpfeilern:

  • parietale Osteopathie (Behandlung von Gelenken, Sehnen, Bändern, Muskeln, Faszien)
  • viszerale Osteopathie (Behandlung der inneren Organe, Faszien, Gefäßsysteme, Leitungsbahnen)
  • craniosacrale Osteopathie (Behandlung der Einheit zwischen Schädel und Kreuzbein: Wirbelsäule, Rückenmark, Nervensysteme, Hirn- und Rückenmarkshäute, Faszien)

Begründer der Osteopathie ist Andrew Taylor Still. Er lebte von 1828 bis 1917 in den USA. Als Sohn eines Reisepredigers und Arztes kam er schon früh in Kontakt mit der damaligen Medizin. Er war schon sehr früh fasziniert von der Funktionsweise des menschlichen Körpers und betrieb breit aufgestellte anatomische Studien. Er war Jäger und sammelte so Erfahrungen über den gesamten Tierkörper.

Ebenso sammelte er Tierknochen und entwickelte ein genaues Verständnis über ihre verschiedenen Größen, Formen und Funktionen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte Bürgerkrieg in den USA. Zu dieser Zeit war das medizinische Wissen über Krankheiten, Krankheitserreger, Desinfektion, Betäubungsmittel und Operationen noch rudimentär.

D.h. die Erfolge der damaligen medizinischen Behandlungen waren ungenau und nicht gesichert. Still wollte dies nicht akzeptieren und beschäftigte sich noch intensiver mit der Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers.

Er suchte nach einer effektiven Behandlungsmethode, ohne Medikamente oder Operationen einsetzen zu müssen. Dabei erforschte er die ganzheitlichen Zusammenhänge des Körpers ähnlich eines Uhrwerks.

Er entdeckte, dass sich der Körper durch bestimmte Techniken positiv stimulieren lässt und über starke Selbstheilungskräfte verfügt. Selbstheilungskräfte des Körpers sind z.B. die Fähigkeit des Körpers zur Blutgerinnung, zur Abwehr von Bakterien, Bekämpfung von Entzündungen, Narbenbildung, Funktion des gesamten Immunsystems und die Knochenheilung nach Knochenbrüchen.

Er entwickelte eine Behandlungsmethode, die den Körper positiv stimuliert und ihn wieder in ein Gleichgewicht bringt, sodass er seine Selbstheilungskräfte selbständig aktivieren kann. Diesen Behandlungsmethoden gab er den Namen Osteopathie. Osteon = griechisch Knochen und pathie = griechisch Leiden. Er erkannte, dass man zuerst die Ursache des Problems finden musste, um dann durch gezielte Techniken dem Körper zu helfen, sich quasi wieder selbständig heilen zu können.

Dazu benötigt der Körper aber je nachdem, wie schwerwiegend diese Störung der körperlichen Funktion ist und wie lange diese Störung schon besteht, unterschiedlich viel Zeit. Sein Motto war: Find it, fix it and leave it alone!

Seine Behandlungsmethoden hatten Erfolg und er gründete eine Schule für Osteopathie, in der er seine Techniken an Studenten weiter gab und diese Techniken auch ständig weiterentwickelt wurden. Die Osteopathie verbreitete sich schnell und kam nach Europa durch einen Schüler Stills.

Der Engländer John Martin Littlejohn errichtete ca. 1917 eine Schule für Osteopathie in London und verbreitete Stills Lehren in Europa. Stills Schüler entwickelten die Osteopathie weiter. So entdeckte William G. Sutherland (USA), dass auch die verschiedenen Schädelknochen Bewegungen ausführen und diese ebenfalls eine Auswirkung auf den gesamten Organismus haben. Er führte beeindruckende Selbstversuche durch, die diese Theorie bestätigten. Er und sein Schüler John E. Upledger erweiterten die klassische Osteopathie um die Craniosacrale Osteopthie.

Die Osteopathie hat weitreichende Anwendungsgebiete. Wahrscheinlich würden Sie jetzt gerne an dieser Stelle lesen, welche Krankheitsbilder mit osteopathischen Techniken behandelt werden können. Unsere Rechtsprechung besagt allerdings, dass solche Beispiele, in Bezug auf konkrete Krankheitsbilder, nur genannt werden dürfen, wenn die Wirksamkeit der Techniken auf jeden Patienten mit diesem Krankheitsbild anwendbar und mit höchst wissenschaftlichen Studien belegt sind, wodurch eine allgemeine Aussage nicht möglich ist.

Ich nehme mir aber gerne in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen Zeit, um über Ihr individuelles Krankheitsbild in Bezug auf eine evtl. osteopathische Behandlung zu sprechen und Sie bezüglich Ihrer Fragen zu beraten.

Ziele der Osteopathie

Ziel einer osteopathischen Behandlung ist immer, den gesamten Körper zurück in ein Gleichgewicht zu bringen, sodass er auf allen Ebenen wieder reibungslos funktionieren kann.

  • Herstellung der körpereigenen Balance
  • Stimulation der Selbstheilungskräfte des Körpers
  • Schmerzlinderung
  • Korrektur von Fehlhaltungen und Funktionsstörungen

Grenzen der Osteopathie

Die Osteopathie arbeitet eng mit der Schulmedizin zusammen, aber einige Erkrankungen müssen zwingend zuerst durch die Schulmedizin behandelt werden, bevor eine osteopathische Behandlung evtl. ergänzend positive Reize setzen kann.

Die Osteopathie ist keine Notfallmedizin! So müssen z.B. unbedingt akute Erkrankungen wie frische Schleudertraumen, diverse strukturelle Verletzungen, Brüche, Infektionen, Verbrennungen, Verletzungen der inneren Organe, Thrombosen, Tumorerkrankungen zuerst schulmedizinisch behandelt werden. Osteopathie kann nicht bei akuten Geschehnissen wie Herzinfarkt und Schlaganfällen helfen.